Bodyshaming ist ein relativ neuer Begriff. Was er beschreibt, kennen wir jedoch alle: wenn Menschen wegen ihres Aussehens kritisiert oder beleidigt werden.
Die Bandbreite ist groß. Vor allem kennen wir das Phänomen aus sozialen Medien, wo sich fremde Menschen ungefragt abwertend über das Aussehen anderer auslassen und negative Kommentare hinterlassen.
Bodyshaming gibt es aber auch im realen Alltag:
Es kann ein abwertender Blick sein oder auch ein vielleicht sogar gut gemeinter Ratschlag wie „Du solltest lieber etwas Schwarzes tragen“ oder „Willst du nicht mal etwas mehr Sport machen?“ Das ist auch Bodyshaming – selbst dann, wenn die Kommentare von geliebten Menschen kommen.
Wenn du mehr über Ursachen und Hintergründe von Bodyshaming erfahren möchtest und vor allem, was du dagegen tun kannst, dann lies gerne meinen Blogartikel!
Bodyshaming Definition - was ist das eigentlich?
Eine verbindliche und allgemeingültige Definition von Bodyshaming gibt es noch nicht.
Aber die brauchen wir eigentlich auch nicht, um zu verstehen, worum es geht: Bodyshaming sind kritische Aussagen und Kommentare über das Erscheinungsbild von Menschen.
Dabei geht es vor allem Körperform und Größe, aber auch Alter, Körperbehaarung oder Kleidung können Zielscheibe abwertender Kommentare sein. Frauen sind meist mehr als Männer von Bodyshaming betroffen.
Die Gründe für Bodyshaming liegen unter anderem in den Schönheitsidealen unserer Gesellschaft:
Dünne und durchtrainierte Körper werden noch immer idealisiert und als schöner empfunden.
Verstärkt wird dies durch soziale Medien, Werbung, die Modeindustrie, Filter in allgemein zugänglich Foto-Apps (beispielsweise Snapchat) und die Möglichkeiten von Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop.
Normale Körper echter Menschen können mit den makellosen Formen der Insta-Welt nicht mithalten. So unterwerfen sich viele einem Selbstoptimierungswahn, der wenig mit Lebensfreude und Lebenslust zu tun hat und teils sogar gesundheitsgefährdend sein kann.
Wer sich nicht der Selbstoptimierung opfert, passt buchstäblich nicht ins Bild. Mit als dick geltenden Körperformen und Übergewicht werden Eigenschaften wie „faul“ oder „ungepflegt“ verbunden.
Das Ideal schlanker, durchtrainierter Körper ist so allgegengewärtig und so tief in uns verankert, dass wir manchmal vergessen, dass zu anderen Zeiten völlig andere Schönheitsideale galten.
Wenn man sich beispielsweise historische Gemälde von Peter Paul Rubens anschaut, sieht man viele übergewichtige Männer und Frauen mit üppigen Rundungen.
Zur Zeit Rubens‘ wurde Übergewicht mit Wohlstand in Verbindung gebracht und füllige Körper galten dementsprechend als attraktiv.
Welche Formen von Bodyshaming gibt es?
Besonders ausgeprägt zeigt sich das Phänomen Bodyshaming in den sozialen Medien. Durch die scheinbare Anonymität (wir sehen unser Gegenüber und seine Reaktionen nicht, kennen uns meist nicht persönlich) fallen hier die Kommentare oft sehr hart aus.
In der realen Welt ist das Bodyshaming zwar nicht so extrem ausgeprägt, doch wenn entsprechende Kommentare oder Blicke im direkten Kontakt kommen, treffen sie doch umso mehr.
Dies gilt noch einmal ganz besonders, wenn geliebte Menschen einen „gut gemeinten“ Rat geben, wie beispielsweise „Schatz, iss nicht so viel“.
Bodyshaming in der realen Welt kann auch ein abschätziger Blick im Freibad sein.
Bodyshaming gibt es auch am Arbeitsplatz. Ein Tübinger Forschungsteam hat herausgefunden, dass Personaler übergewichtigen Menschen weniger zutrauen und diese daher schlechtere Chancen bei Vorstellungsgesprächen haben – auch wenn die Körperform überhaupt nichts über die beruflichen Kompetenzen aussagt!
Wie wirkt sich Bodyshaming auf uns aus? Das sind mögliche Folgen
Bodyshaming kann tiefe Wunden hinterlassen.
Vor allem bei vulnerablen Personen und jungen Menschen (in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter) kann so der Grundstein gelegt werden für eine tiefsitzende Körperunzufriedenheit und fehlende Körperliebe.
Die Verletzungen von außen, vor allem wenn sie wiederholt auftreten, können zu einem sehr kritischen Selbstbild führen. Wir verinnerlichen dann die Ansprüche anderer und haben selbstabwertende Gedanken wie „Ich bin fett“ oder „Ich bin hässlich“.
Dies kann leicht auf andere Lebensbereiche übergreifen und ein grundlegend negatives Selbstbild sowie ein geringes Selbstwertgefühl und Selbstzweifel zur Folge haben. Schon das ist ein schmerzhafter Eingriff in unsere mentale Gesundheit, doch das gestörte Selbstbild kann zur Dysmorphophobie werden.
Das bedeutet, dass wahrgenommene Makel im Erscheinungsbild einen übermäßigen Leidensdruck verursachen.
Auch Depressionen, Essstörungen, soziale Ängste und wiederholte Diäten oder gar ästhetische Eingriffe können aus Bodyshaming erwachsen.
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So gehst du mit Bodyshaming am besten um - 4 hilfreiche Tipps
Tipp 1: Die Selbstwahrnehmung trainieren
Beobachte doch einmal die Gedanken und Einstellungen, die du deinem eigenen Körper gegenüber hast: Sind es vorwiegend neutrale oder wertschätzende Gedanken?
Oder hast du eher selbstkritische Gedanken dir gegenüber, beispielsweise dass du dich montags beim Essen disziplinieren solltest, weil du am Wochenende geschlemmt hast?
Oder dass du vor dem Sommer unbedingt abnehmen solltest, bevor du einen Bikini anziehen kannst? Es kann sein, dass dir diese Übung zunächst schwerfällt, weil du diese Überzeugungen schon lange in dir hast oder diese Art von Aussagen schon oft von außen gehört und nicht hinterfragt hast.
Unterwirf dich andererseits auch nicht dem Druck, dass du immer nur positiv von dir denken musst – das wäre neuer Stress.
Es verändert sich bereits viel, wenn du einige deiner negativen Gedanken über deinen Körper registrierst und etwas neutraler formulierst, zum Beispiel so:
„Okay, ich habe ein paar Rundungen, aber die machen mich nicht als Mensch aus.“
Tipp 2: Eigene negative Kommentare unterlassen
Du weißt, wie sehr negative Aussagen über dich selbst dich verletzen können. Ich möchte dich zu einem Perspektivwechsel einladen: Anderen Menschen geht es genauso.
Wir können unser überkritisches Umfeld ein klitzekleines bisschen verändern, wenn wir uns selbst an der Nase packen und uns abwertende Kommentare über das Aussehen anderer einfach abgewöhnen.
Versuche, andere Menschen nicht negativ zu kommentieren.
Tipp 3: Andere sensibilisieren
Ich weiß, dass es Mut und Kraft erfordert, aber es ist wichtig: Wenn andere abwertend über eine Person sprechen, versuche ihnen zu erklären, was dies beim anderen auslöst.
Die Gefahr ist, bei den anderen anzuecken, denn beim Lästern entsteht ja ein Gemeinschaftsgefühl.
Und das wird ein Stück weit gestört, wenn da jemand nicht mitmacht.
Vielleicht stößt du dabei auf weniger Widerstand, wenn du den anderen nicht das Gefühl gibst, dass sie etwas falsch gemacht haben, sondern dass du ihnen nur eine andere Perspektive anbieten möchtest.
Tipp 4: Schönheitsideale hinterfragen
Das Beispiel mit den Rubens-Gemälden habe ich ja oben schon genannt.
Doch auch in 50er Jahren des 20. Jahrhunderts galten üppige weibliche Rundungen als attraktiv. Was ich damit sagen will:
Schönheitsideale sind relativ und zeitgebunden. Sie sind keine festgesetzten, unveränderlichen Fakten.
Hinterfrage gerne, ob dir die aktuellen Schönheitsideale dienlich sind:
Tun sie dir gut oder setzen sie dich mehr unter Druck? Wenn Letzteres der Fall ist, wäre es besser, Abstand davon zu nehmen.
Vielleicht kannst du dich ein Stück weit von den allgemein geltenden Schönheitsidealen befreien, indem du dir überlegst, was du eigentlich als schön empfindest. Das muss nicht das Fitness-Model-Ideal sein!
Fazit - nehme dich selbst an!
Bodyshaming in der virtuellen und realen Welt ist Teil unseres Alltags. Es trifft uns alle hart – ganz besonders, wenn wir noch jung sind und uns gerade in der Findungsphase unserer Identität befinden.
Diese Ablehnungserfahrungen können unsere psychische Gesundheit massiv beeinflussen und zu selbstabwertenden Gedanken bis hin zu Essstörungen und Depressionen führen – vor allem, wenn sie gehäuft auftreten.
Selbstliebe kann ein Schutz vor der auf uns einströmenden Kritik sein. Wenn wir uns selbst so annehmen können, wie wir sind – dann können uns die abwertenden Kommentare weniger anhaben.
Gegen das immer mehr um sich greifende Bodyshaming sind wir nicht machtlos. Zunächst können wir selbst abwertende Kommentare über andere unterlassen und auch unsere Freunde bitten, von solch einem Verhalten Abstand zu nehmen.
Wenn wir selbst Verletzungen durch Bodyshaming in uns haben, können diese Wunden trotzdem heilen. Wir können lernen, uns gegenüber den von außen kommenden, ablehnenden Erfahrungen zu distanzieren.
Die vier Tipps sind ein guter Anfang für dich, reichen aber noch nicht aus?
Wenn du dir oft Gedanken über deinen Körper machst und dich unwohl mit dir selbst fühlst, werden die negativen Stimmen in deinem Kopf automatisch lauter und negative Kommentare zu deinem Aussehen treffen dich stärker. Der erste Schritt ist herauszufinden, wie zufrieden du mit deinem Körper wirklich bist. Mache deshalb den Selbsttest für 0 € und finde heraus, wie groß deine Körperliebe wirklich ist – lass uns gemeinsam ins Tun kommen und Bodyshaming nicht an uns heranlassen!